Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein. (Albert Einstein)

Zu den zahlreichen Gesetzen im Elfenbeinturm zählt das des Herumtingelns und Vortanzens. Offiziell heisst es natürlich anders, besagt aber das gleiche: Man muss, wenn man im Elfenbeinturm etwas gelten will,  möglichst oft auf möglichst vielen und möglichst weit entfernten Konferenzen etwas vortragen. Was genau man vorträgt, wie interessant das Vorgetragene ist und welche Bedeutung das Vorgetragene  eigentlich hat, ist dabei insofern irrelevant, als diejenigen, die darüber entscheiden, wer was wo vorträgt, meist selbst nicht zu beurteilen im Stande sind, ob das, was auf Konferenzen vorgetragen wird, wichtig, interessant oder gehaltvoll ist. 

Ganz schön bescheuert, sagen Sie jetzt vielleicht. Da haben Sie recht.

Die Sache wird noch skurriler, wenn Sie bedenken, dass dieses Vortragen von wenig interessanten und wenig wichtigen Dingen an möglichst fernen Orten meist nicht honoriert wird und zudem die Reisen zu diesen fernen Orten vom Vortragenden überwiegend selbst bezahlt werden. „Für Reisekosten stehen derzeit leider keine Mittel zur Verfügung“, heisst es dann in den Einladungen zu solchen Veranstaltungen, die von den Elfenbeintürmlern jedoch heiß ersehnt und freudig in Empfang genommen werden.

Wenn Sie jetzt sagen „Geht’s noch?“, dann haben Sie mich verstanden, liebe Leser: Einfach irre!

Warum also spielen die Sklaven des Elfenbeinturms dieses Spiel mit? Sie könnten doch einfach zu den Turmherrschern sagen: 

„Hör zu, Herrin: Im laufenden Semester habe ich drei Lehrveranstaltungen zu halten. Gestern hast Du mir dein neuestes Manuskript auf den Schreibtisch geknallt, bei dem ich die Fußnoten überarbeiten soll (zu Ihrer Information: das ist jenes Kleingedruckte ganz am Ende der Seiten, auf das man im Elfenbeinturm das größte Augenmerk richtet, vergleichbar mit den Verträgen von Telefon- oder Internetanbietern), Abgabe am besten bis vorgestern; dann bin ich zwei Gremien zugeteilt, die mehrere Stunden pro Woche über die Optimierung der hausinternen Postverteilung und die Anschaffung eines CO2-neutralen Kaffeeautomaten debattieren und wenn Du Dich recht erinnerst, dann wurdest Du kürzlich furchtbar böse, als ich meinte, das sei doch eigentlich Zeitverschwendung – weil, wie Du sagtest, gremiale Mitarbeit das Um und Auf einer Elfenbeinkarriere sei. Und ich rede noch gar nicht von der Qualifizierungsarbeit, die ich innerhalb der nächsten beiden Jahre fertig gestellt haben soll, damit mein Vertrag vielleicht um eine weitere kurze Rudereinheit auf der Galeere verlängert wird (aber stimmt, Du sagtest ja, das sei mein Privatvergnügen)…..“

Ganz ehrlich: Ich habe lange gebraucht, um diesen Unsinn so klar zu sehen, wie ich ihn jetzt schildere. Und noch etwas länger, um zu sagen: Nein danke.
Heute bin ich eine #ichbinnichtmehrhanna und kann allen Noch-Sklaven im Turm versichern: Es gibt eine Welt da draußen. Und die ist richtig schön. Also: Werft getrost die Fesseln ab. 

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